Frauenärztin Dr. Gruber

Hormone und die weibliche Vitalität und Schönheit

Der Zusammenhang zwischen den Geschlechtshormonen auf der einen und dem integrativen Wohlbefinden der Frau auf der anderen Seite, unterstreicht die Wichtigkeit der Hormone  für die weibliche Gesundheit und Schönheit. 
 
Die Haut
Für die Schönheit der Haut, der Haare und der Nägel tragen sowohl die weiblichen Hormone - die Östrogene, als auch das Gelbkörperhormon – oder Progesteron, sowie die männlichen Hormone – Androgene - ihren Teil dazu bei. Beim Menschen ist die Elastizität und Jugendlichkeit der Haut in besonderer Weise nicht nur von exogenen Faktoren abhängig, sondern eben von diesen wichtigen endogenen Botenstoffen. Viele Frauen berichten, dass sie zyklusabhängig und in Phasen größerer Hormonumstellungen,  Veränderungen an der Haut beobachten und führen diese instinktiv auf ein Zusammenwirken mit den weiblichen Geschlechtshormonen zurück.
Die Haut wird nicht nur durch die im Blut kreisenden Botenstoffe beeinflusst, sondern in  erster Linie durch Stoffe, die in der Haut, im Haarfollikel oder in den Fettzellen vor Ort - d.h. direkt im Gewebe, gebildet werden. Besonders offensichtlich ist dies bei der Haut, ihren Anhangsgebilden und im Fettgewebe zu erkennen. Alle drei Schichten der Haut werden in unterschiedlicher Weise mit Hormonen versorgt und durch diese positiv aber auch negativ verändert. In der obersten Hautschicht, der Epidermis gibt es Faktoren, die einen stark stimulierenden Effekt auf die obersten Hautzellen ausüben. Einer dieser Faktor wird hauptsächlich durch die weiblichen Hormone - den Östrogenen - gesteuert.  Das Einwirken der Hormone auf die obersten Hautzellen bewirkt deren tägliche Erneuerung und fördert die Regeneration und die Abschilferung der alten Hautzellen. Die Aktivität des Östrogens auf die Keratinozyten variiert  während des Lebens und unterscheidet sich  im Alter. Die zweite, darunter liegende Hautschicht,  besteht zu einem großen Teil aus Kollagen und Hyaluronsäure. Es ist seit langem bekannt, dass der Kollagenaufbau durch das Östrogen angeregt werden kann und somit auch vermehrt Wasser eingelagert wird, was sich positiv auf die Spannkraft der Haut auswirkt. Die Subkutis ist die dritte Schicht der Haut. Sie besteht  hauptsächlich aus Fettzellen und den sie umgebenden Blutgefäßen und Nervenzellen, und steht ebenfalls unter dem Einfluss von Hormonen.  Die in ihr verlaufenden Gefäße werden durch hormonelle Stimuli erweitert, und die bindegewebigen Elemente werden tonisiert bzw. gelockert. Das Ergebnis dieses Prozesses können  Veränderungen wie Besenreiser und Cellulite  sein.  Die zwei wichtigsten Östrogene der Frau (Östriol und Östradiol) haben - bei äußerlicher oder topischer Anwendung -  eine unterschiedliche Eindringtiefe, was durch ihre Halbwertszeit und ihre chemische Struktur erklärt wird.  Beide östrogenen Wirkstoffe, muss man deshalb - nicht nur wegen ihrer unterschiedlichen chemischen Struktur - auseinander halten, sie können auch in differenzierter therapeutischer Weise eingesetzt werden. Tritt in den Wechseljahren nun eine Verschlechterung der Hautsituation ein, die zeitlich mit dem Nachlassen der Eierstockaktivität zusammenfällt, so kann - nach dem bisherigen Stand des Wissens - die verlangsamte oder die gestörte Regeneration der obersten Hautschichten auch als ein Symptom des klimakterischen Formenkreises gesehen werden. In diesem Fall berichten die betroffenen Frauen einstimmig, dass sich in der letzten Zeit sowohl das Erscheinungsbild, als auch das subjektive Empfinden der eigenen Haut verändert hat. Diesen Frauen kann man durch eine fachkundige Beratung über eine Hormongabe sehr gut helfen. Es werden dadurch nicht nur die mitunter zeitgleich beginnenden Wechselbeschwerden, wie Hitzewallungen  und Schlaflosigkeit beseitigt, sondern eben auch die Zeichen der vorzeitigen Hautalterung hintan gehalten. Da nicht nur die Östrogene, sondern auch das männliche Hormon Testosteron über die Reifung der Hautzellen in das  Erscheinungsbild der Haut eingreift, wird schon lange der Einfluss dieses Hormons auf die Haut intensiv untersucht.  Diesbezüglich liegen klinische Daten von Frauen aus England vor, die mit einem Androgen-hältigen Kristall behandelt wurden. Auch über topisch angewandtes Östrogen und Androgen gibt es Berichte die vielversprechend erscheinen. Die molekulare Struktur der Hormone, aber auch die entsprechende Zubereitung  macht eine Anwendung als Creme oder Balsam möglich. Für die Hautalterung spielen aber nicht nur die endogenen Faktoren  eine wichtige Rolle, sondern auch diverse Umwelteinflüsse (Nikotinmißbrauch, UV-Bestrahlung). Durch exogene Noxen beobachtet man bei der Hautalterung nicht nur eine Abnahme des elastischen Gewebes und eine Zunahme der Pigmentierung, sondern auch  manchmal eine Verhornungsstörung und eine vermehrte Gefäßzeichnung. Durch eine lokale Progesteron Gabe können manchmal die kleinen Äderchen vermindert werden. Vitamin D, das aufgrund seiner chemischen Struktur eigentlich als Hormon einzustufen ist, hat auch einen positiven Einfluss auf die Haut. Eine starke Exposition gegenüber UV-Licht und damit Vitamin D Produktion kann - allerdings für die Haut eine höchst unangenehme Konsequenz haben. Eine interessante Therapiekonstellation für die alternde Haut ergibt sich aus der Kombination von Fruchtsäuren und Hormonen.  Bei Erstgenanten handelt es sich um Verbindungen, die aus Grapefruits, Äpfel oder Zuckerrohr gewonnen werden, und die in verschiedenen Konzentrationen - und nach entsprechender Vorbereitung der Haut - appliziert, eine Abschilferung der obersten Hautschichten bewirken. Andererseits kann die gleichzeitig vorgenommene Hormonbehandlung die Hautregeneration anregen, wodurch neue Zellen aus darunter liegenden Hautschichten nachkommen. Östrogene haben weiters einen direkten Schutz gegenüber freier Radikale. Demnach kommt dem Östradiol der gleiche Effekt wie Vitamin C und E zu.

Akne
Bei  Acne vulgaris handelt es sich um eines der häufigsten Hautleiden. Ca. 80 %  der Bevölkerung von Mitteleuropa leiden im Laufe ihrer Pubertät mehr oder weniger stark an diesem unangenehmen Erscheinungsbild. Die ursächlichen Faktoren der Akne sind: Vererbung, eine hormonelle Störung der Talgdrüsenaktivität und dadurch bedingte Seborrhoe, sowie eine Verstopfung im Bereich des Talgdrüsenausführungsganges, welche schließlich die Besiedelung mit Mikroorganismen begünstigt. Wiewohl auf eine dermatologische Kombinationstherapie, bestehend aus Senkung der Talgproduktion, Steigerung der Abschilferung und Verminderung der Mikroorganismen, nie vergessen werden darf, wird hier im Speziellen auf die hormonellen Therapiekonzepte eingegangen. Antiandrogene sind Substanzen, die die Wirkung der männlichen Hormone blockieren können und somit bei der Aknetherapie zur Anwendung gelangen. Sie können sowohl in Form der Pille als auch lokal appliziert werden. Vor allem die Kombinationstherapie mit Fruchtsäuren und einer lokalen Hormontherapie scheint eine hohe therapeutische Wirksamkeit zu besitzen und stellt für die Patientin eine angenehme lokale Alternative dar.

Hirsutismus - die vermehrte Behaarung
Die Ausbreitung und Dichte der Haarfollikel auf dem weiblichen Körper sind rassisch und genetisch bedingt: die normale Körperbehaarung der gesunden Frau bleibt auf Schambereich und Achselbereich beschränkt. Die Ausprägung und der Behaarungstyp wird - nebst der familiären Belastung - überwiegend von hormonellen  Einflüssen gesteuert. Es mehren sich die Hinweise, dass es sich in vielen Fällen des weiblichen Hirsutismus nicht um ein allgemeines Ansteigen der männlichen Hormone im Blut handelt, sondern vielmehr um ein lokales, hormonelles Geschehen. Selbstverständlich sollten bei Auftreten einer vermehrten Behaarung, andere  medizinische Ursachen vorerst abgeklärt werden. Oft ist es für den behandelnden Arzt nicht einfach den von der Patientin geschilderten Hirsutismus als wirkliches Problem zu erkennen, denn subjektiven Einschätzung und objektive Beurteilung  divergieren oft. In den meisten Fällen (90%) handelt es sich um ein ungeklärtes Geschehen mit erhöhter Sensitivität der Haut gegenüber Androgenen. Es läuft beim Hirsutismus der gleiche Mechanismus ab wie wir ihn am Haarfollikel des Skalps bei Haarausfall kennen, nur in umgekehrter Richtung: aus dünnem, kaum sichtbarem Haar wird dickes Kolbenhaar. Dementsprechend gibt es zwei Möglichkeiten hormonell einzugreifen. Auf der einen Seite blockiert das Antiandrogen Cyproteronacetat (CPA) die Andockstelle für das männliche Hormon, auf der anderen Seite kann durch Hemmung eines speziellen Enzyms die Umwandlung in das aktive Androgen verhindert werden. Beide Medikamente finden sowohl in Tablettenform als auch topisch ihre Anwendung. Die mechanische Vorbehandlung der Haut in Kombination mit hormonellen Therapieverfahren (lokal oder auch als „Pille“) ist bei Hirsutismus in vielen Fällen erfolgreich.

Fettgewebe / Gewicht
Es ist allgemein bekannt, dass es mit Beginn des Klimakteriums bei vielen Frauen zu Gewichtsproblemen kommt.  Allerdings erhebt sich die Frage, ob  die vermehrte Nahrungszufuhr oder das sich verändernde Hormonprofil daran schuld ist. Betrachtet man den Körper einer  25 jährigen Frau so hat dieser im Idealfall ein typisch weibliches  Fettverteilungsmuster (in ausgeprägter Form: „Birnentyp“) sodass die Fettdepots in der Hüft- und Gesäßregion zu finden sind und durch dieses Verteilungsmuster die typisch weibliche Silhouette entsteht. Mit zunehmendem Alter kommt es zu einer Umverteilung nicht nur der Muskelmasse, sondern auch der Fettdepots. Es beginnt sich ein Großteil des Fettgewebes im Bereich des Bauches und des Rumpfes abzulagern, wodurch die Taille allmählich verschwindet und bei der Frau der sogenannte männliche Fettverteilungstyp entsteht („Apfeltyp“). Vom therapeutischen Ansatzpunkt her ist es wichtig, zwischen weiblicher und männlicher  Fettverteilung bei der Frau zu unterscheiden.   Die Enzymaktivität der Hüft- und Gesäßregion wird durch das Gelbköperhormon - Progesteron - und  durch das Östrogen gesteuert und ist deshalb hormonellen Einflüssen stärker ausgesetzt. Im Bauchbereich wird die Enzymaktivität hingegen vor allem durch die Nahrungszufuhr, durch das Wachstumshormon und durch das männliche Hormon - Testosteron -  geregelt. Treten in den Wechseljahren Gewichtsprobleme auf, so sollte nicht nur nach der Menge der Nahrungszufuhr gefragt werden, sondern tatsächlich auch auf Hormonstörungen hin untersucht werden. Gerade in diesem Lebensabschnitt treten starke Hormonschwankungen auf, sodass entweder ein Zuviel, viel öfter aber  ein Zuwenig an Hormonen vorliegen kann. Beide Zustände können die Energiebilanz in positive Richtung verändern. Umso wichtiger ist es bei der Erstkonsultation der Patientin Folgendes zu erheben:

    •    Zu welchem Zeitpunkt hat das Problem mit der Gewichtszunahme begonnen?
    •    Sind zu diesem Zeitpunkt auch noch andere  Wechselbeschwerden aufgetreten?
    •    Wurden die Essgewohnheiten geändert oder werden Diätfehler gemacht?
    •    Wie sind die Hormonspiegel?

Therapeutische Strategien sollten sich in erster Linie nach der Befindlichkeit der Patientin, nach dem ursächlichen Problem  und dann auch nach dem Hormonbefund richten. Neben der korrekten hormonellen Einstellung ist die Erfassung der tatsächlichen Nahrungsaufnahme von besonderer Wichtigkeit. Die Zufuhr männlicher Hormone als Therapie bei Gewichtsproblemen  hat sich nur in jenen Fällen bewährt, in denen die falsche Ernährung als Ursache ausgeschlossen werden kann und wenn tatsächlich ein Defizit an männlichem Hormon vorliegt. 

Cellulite
Celluite ist ein verändertes Erscheinungsbild des Unterhautfettgewebes das nur bei der Frau auftritt. Cellulite ist hormonell und „architektonisch“ bedingt, denn die Fettzellen bei der Frau sind anders angeordnet als beim Mann und die bindegewebigen Septen zwischen den einzelnen Fettzellen sind Hormon abhängig. Cellulite hat keinen pathologischen Wert, sie  ist allerdings für sehr viele Frauen ästhetisch belastend. Interessant ist jene Beobachtung die man bei kastrierten Männern machte, denn diese entwickelten nach nicht allzugeraumer Zeit  eine typische Cellulite, wie man sie von der Frau her kennt. Dies bertachtete man als einen der Beweis der Natur, dass es zwischen Cellulite und den Hormonen einen direkten Zusammenhang geben muss. Dieser Zusammenhang wird auch offensichtlich, wenn Frauen die Pille nehmen oder eine Schwangerschaft austragen hohen Östrogendosen und niedrigen Androgendosen ausgesetzt sind und Cellulite entsteht. Es gibt zahlreiche nicht-hormonelle und auch hormonelle Therapiestrategien, die man am besten mit seiner Ärztin/seinemArzt besprechen sollte.

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